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7 wichtige Merkmale, um Spielverhalten bei Hunden zu erkennen

Wenn ich meinen Hunden beim Spielen zusehe, geht mir das Herz auf. Ich schaue belustigt und begeistert zu und würde am liebsten mitmachen.
Alle Hundehalter,  die ihre Vierbeiner beim Spielen beobachten, lächeln oder lachen, nehmen Anteil, empfinden Freude und amüsieren sich.

Aber hast du manchmal auch dieses komische Bauchgefühl, dass es sich bei den Interaktionen der Beteiligten nicht wirklich um Spielverhalten handelt?



Dann ist es wichtig, dass du diese 7 Merkmale des Spielverhaltens bei Hunden kennst

So wie Kinder, spielen Hunde, besonders junge Hunde, oft und gern. Spielen macht einfach Spaß.
Auf spielerische Weise werden Herz, Kreislauf und Muskeln trainiert, Knochen und Gelenke festigen sich und es verbessert die motorischen Fähigkeiten.
Im Sozialspiel mit dem Artgenossen oder dem Menschen lernt der Hund ein besseres Verstehen der Kommunikationssignale, die vom Beziehungspartner ausgesendet werden.
Die ersten Spielpartner im Leben des jungen Hundes sind die Geschwister und das Muttertier.
So lernt der Welpe im Raufspiel unter anderem die Beißhemmung.
Spiel trainiert ebenso den Umgang mit unvorhersehbaren Situationen.
Spiel ist immer freiwillig. Spielanträge dürfen abgelehnt werden und wer keine Lust mehr hat, darf jederzeit ausscheiden.
Es ist individuell, es geht drunter und drüber, es ist hoch variabel, - eben eine bunte Mischung von Verhaltensweisen aus anderen Kontexten.
Wenn du wissen möchtest, was Spiel ausmacht, musst du deinen Hund beobachten, was genau er tut, um andere zum Spiel zu bewegen, und das Spiel aufrecht zu erhalten.
Fordere Deinen Hund doch einfach mal im Wohnzimmer zu einem Sozialspiel (d. h. ohne Spielzeug!) auf.
Hunde brauchen keinen Anlass um miteinander oder alleine zu spielen. Gute Laune und die passende Umgebung oder Partner reichen aus.
Meistens ist es einfach für dich zu sehen, wenn dein Hund einen anderen zum Spiel auffordert.
Ich finde es faszinierend, zu sehen, wie Hunde auf die spontanen Aktionen ihres Spielpartners reagieren.
Wie schaffen sie es, bei rasender Geschwindigkeit und unvorhersehbaren Bewegungen/Aktionen des Spielpartners weiterhin fair zu bleiben? Wie werden gefühlte, mögliche Konflikte gelöst?
Was zeichnet ein Spiel  tatsächlich aus? Woran kannst du erkennen, was Spiel ist und wann eine Spielhandlung für einen der Beteiligten zu kippen droht?

7 Merkmale um Spielverhalten bei Hunden zu erkennen:

1. Spiel zeichnet sich immer durch einen häufigen Rollenwechsel aus:
In einem Rennspiel ist der Jäger auch mal der Gejagte
In einem Raufspiel ist mal der eine, mal der andere oben auf.


2.Spielverhalten wird beim Spielantrag und vor allem seitens des vermeidlich
Stärkeren, durch ein Selbsthandicap, durch ein "Sich-selbst-Benachteiligen"
charakterisiert.
Wer einen Schwächeren oder Kleineren zum Spiel auffordern will, tut das, indem er sich klein macht oder aus einer ungünstigen Körperposition heraus den Spielantrag startet.
Der andere hat dann die Möglichkeit, diesen Spielantrag entweder anzunehmen, oder auch nicht.

3. Übertriebene Spielgesichter

4. übertriebene Bewegungen

5. Wiederholungen frei kombiniert

So wird beispielweise das Maul weit aufgerissen, die Zähne werden gezeigt, man schnappt in alle möglichen Körperteile oder deutet das Schnappen an. Man hüpft und springt ebenso albern und übertrieben.
Im Spiel werden Handlungen aus verschiedenen Funktionskreisen kombiniert, etwa Beutefang, Sexualverhalten und sozialer Pflege.
Alles in Allem wird dem Spielpartner signalisiert: Was jetzt kommt ist nicht ernst gemeint.

6. Entspanntes Umfeld
Nur wo man sich wohlfühlt, kann man spielen. Im Spiel gibt es keine Verlierer.

7. Immer wieder kurzer Stillstand
Innerhalb eines Spiels gibt es immer wieder kurze Unterbrechungen für einige Sekunden. Es ist ein Wechsel zwischen Aktion und Stillstand und wieder Aktion und Stillstand. Nicht erst, wenn ein Spielpartner ausser Atem ist, sondern inmitten einer Spielaktion. Es verringert das Risiko, dass das Aufregungslevel zu hoch geht, so das gegebenfalls das Spiel kippen könnte.

Im nachfolgenden Video sieht man sehr schön, dass die 20 Wochen alte Schäferhündin Bonnie sich für den 11 Wochen alten Labrador Sam immer wieder auf den Boden legt und auf den Rücken rollt. Was anfänglich ein nettes Wechselspiel zwischen Rangeln und Rollen ist, kippt in dem Moment, wo Bonnie übermütig den sich lösen wollenden Sam mit Schwung überrollt.
Danach ist das Spiel für Sam kein Spiel mehr!


Auf den Rückenrollen kann sowohl ein Tauschen der Rollen, als auch ein Zurücknehmen der eigenen Stärke sein.
"Daher ist es auch wenig überraschend, dass verschiedene Studien zu jeweils anderen Ergebnissen kommen. Ein Hund kann unterschiedliche Dinge ausdrücken, indem er auf den Rücken rollt. Generell sollten wir nicht erwarten dass Verhaltensweisen eine einzige simple und unveränderliche Bedeutung zukommt" (Mark Bekoff, 2018)


In diesem zweiten Video seht ihr den Deutschen Schäferhund Ole (1,5 Jahre alt) und die griechische Mixhündin Hannah (5 Jahre). Beide leben in einem Haushalt und Ole kam als Welpe zu der bereits dort lebenden Hündin dazu. Hannah hat Ole „adoptiert“ und auch mit erzogen.
Dementsprechend ist das Spiel sehr fair und ritualisiert. Ebenfalls schön zu sehen, wie die kommunikationserfahrene Hannah immer noch die ein oder andere Erziehungskarte zieht.



Es beginnt mit Ole in Rückenlage, Hannah hüpft und dreht sich im Kreis von Ole weg (rempelt ihn dabei) und dreht sich ihm wieder zu. Ole hüpft und dreht sich. Stillstand.
Hannah hüpft, kleine Attacke in den Halsbereich von Ole, Ole attackiert in Hannah`s Halsbereich einige Male, sie gibt dem Druck nach, geht mit den Vorderläufen zu Boden, Ole hört auf, dreht sich im Kreis weg und hier hin zu Hannah.
Sie wiederrum hüpft und attackiert Ole im Halsbereich. Stillstand.
Ole setzt sich, sie attackiert erneut und Ole lässt sich zu Boden fallen und beißt Hannah von unten mehrfach in den Hals. Hannah beißt einige Male in seinen Halsbereich zurück, Ole dreht sich dabei auf den Rücken, sie setzt nach, Ole droht und schnappt, Hannah rennt weg, Ole setzt ihr nach, Hannah hüpft dreht wieder in Richtung Ole, Ole rennt weg, dreht wieder bei in Richtung Hannah und schnappt in Halsregion von Hannah.
Sie weicht scheinbar aus, dreht sich sofort wieder Ole zu und begrenzt ihn körpersprachlich (sie bremst ihn einfach aus)
Stillstand
Anschließend geht es ähnlich weiter: Halsattacke, springen, hüpfen, sich drehen, rempeln, schnappen, sich zu Boden legen von Ole. Und immer wieder die kurze Pause der Spielpartner.
Die Spielsequenzen sind gekennzeichnet von Wiederholungen und dem ritualisierten Drehen beider Spielpartner, dass ebenso allelomimetische Elemente zeigt.
Als allelomimetisches Verhalten bezeichnet man Verhaltensweisen, die verbinden, die die Beziehungspartner sich gemeinsam fühlen lassen. Es ist ein Mach-mit-Verhalten, eine Form des Nachahmens, welches innerhalb einer sozialen Gruppe der Verhaltenssynchronisation dient. Es ist kein Lernvorgang, wie „Do as I do“!
Das Ende des Spiels leitet Hannah ein. Sie ignoriert einfach weitere spielerischen Angriffe von Ole.
Nach einer heftigeren Attacke von ihm in ihren Nacken, setzt sie kurz nach, um sich aber zügig weiterer Interaktionen zu entziehen. Auf der Terrasse grenzt sie Ole wieder kurz ein, was mit einem kurzen „Wuff“ kommentiert wird. Schließlich legt sie sich auf die Seite.

Auch das auf die Seite/Rücken legen eines Hundes kann unterschiedliche Bedeutungen haben und ist nicht ausschließlich der aktiven oder passiven Demut zuzuordnen.

Mein nächster Blog erscheint am 15.02.2021. Hier erfährst du mehr über die hundliche Kommunikation, wenn Spielverhalten kippt und wann du Interaktionen zwischen Hunden unterbrechen solltest.

Ich freue mich, wenn du wieder vorbeischaust!



2021-01-14 15:43 Kommunikation unter Hunden